Das Rätsel um die sagenumwobene Zauberpflanze
MOLY ist bis heute ungelöst. Dementsprechend lang ist die Deutung der infrage kommenden Pflanzen. Ganz oben auf der Liste stehen die
Lauchgewächse (bot. Allium). Dass Lauchgewächse eine starke Heilkraft haben, kann wohl ein jeder am Geruch erahnen. Knoblauch vermag bekanntlich selbst Vampire fernzuhalten.
Bekannt ist Moly aus einem antiken Werk von Homers "Odyssee":
Also sprach der leuchtende Bote und riß aus der Erde
Jenes Kraut und reichte es mir und wies mir sein Wesen.
Schwarz war's an der Wurzel, wie Milch erglänzte die Blüte,
'Moly' nennen's die Götter; es auszugraben vermögen
Sterbliche Menschen nur schwer, doch alles können die Götter.
10. Gesang, V. 290f.
Eine weitere Kandidatin, die als legendäre MOLY gedeutet wird, ist die Schwarze Nieswurz.
Die als SCHNEEROSE bekannte Schönheit entspricht in ihrer Signatur dem Mond und dem Saturn. Paracelsus zählte die Schwarze Nieswurz zu den 'Arkana'. Das sind psychoaktive 'den Geist bewegende' Geheimmittel. In der Zeit der Antike wurden die Wurzeln oder das Kraut dafür zu Pulver gemahlen um es zu schnupfen. Und der Niesreiz sollte somit die Krankheitsdämonen aus dem Körper treiben. Ja, und auch der Wahnsinn wurde mit Nieswurz behandelt, genauer gesagt: Gemütsleiden, Psychosen, Geistesverwirrung, Gehirntrauma oder auch Folgen von unglücklicher Liebe und unterdrückter Menstruation. Tatsächlich wurde sie bis ins 18. Jhdt. als ein wichtiges psychiatrisches Heilmittel verwendet, heutzutage gibt es homöopathische Mittelchen.
Der botanische Name stammt vermutlich aus dem Griechischen:
hellein = töten oder ellós = Hirschkalb und bora = Speise
Und der Begriff elleborosus = verrückt deutet auf die das Bewusstsein verrückende geistige Verwendung hin.
An der Namensbedeutung lässt sich gut ablesen, dass diese Pflanze stark giftig ist. Also bitte Finger weg und nur am Anblick erfreuen! Sie steht noch dazu unter Naturschutz!
Auch in der Mythologie und Literatur lässt sich so einiges über diese giftige Schönheit herauslesen.
So beschrieb Shakespeare in "Romeo und Julia" das Helleborusgift folgendermaßen …
Romeo hatte von dem Apotheker ein Gift verlangt, welches "...von so schneller Wirkung, dass es sich in einem Augenblick durch alle Adern verbreite, und der Lebensüberdrüssige, der es einnimmt, so plötzlich und mit solcher Gewalt des Atemholens entladen werde, als das unaufhaltsame Pulver, sobald es sich entzündet, aus dem fatalen Bauch einer Kanone losbricht.
Und auch der griechische Tantalos erhoffte sich durch das Gift der Helleborus eine Heilung seiner quälenden Begierden. Im Totengespräch mit Menippos spricht er: „Hätte ich nur gleich einen tüchtigen Schluck Helleborus, ich wollte ihn gewiß nicht verschmähen!“
Und dann gibt es da noch den Klassiker unter den Zauberpflanzen: die Alraune (Mandragora).
Die Zuordnung von Moly bleibt ein Mythos. Was aber alle gemein haben ist, dass sie als psychoaktive, magisch verwendete Pflanzen benutzt wurden.
Im Mittelalter wurde Moly auch als Sinnbild für den Menschen selbst aufgefasst, und zwar folgendermaßen:
Das seltsamste Erdengewächs ist ja der Mensch selber: mit einem kräftigen Stück seines Wesens wurzelt er im Dunkel des Chthonischen, und nur aus den kreisenden Kräften dieser schwarzen Wurzel kann er die weiße Blüte seiner hellen Bewusstheit dem Himmel entgegenbreiten. Darum gibt es Rhizotomen des Seelenlebens, die uns zeigen, wie man aus einer schwarzen Wurzel sich wandle zu einer weißen Blüte, die uns aber auch lehren, dass selbst in der von Helios aufgeküssten Blume noch die Urkraft waltet, die aus der Wurzel nach geheimnisvollem Geistergesetz aufstieg. (...) Der Mensch ist der geborene Rhizotom der Seele, ein ewiger und unenttäuschbarer Illuminat. Immerdar muss er seine eigene Wurzel dem Dunkel entreißen und ins Licht heben. Denn nur so werden die Wurzeln heilkräftig.
Quellen:
- Bild "Allium" und "Mandragora" von wikipedia.org
- gesammeltes Wissen aus den Büchern "Hexenmedizin" und "Paracelsusmedizin" von Christian Rätsch
- Literatur und Mythologie der Schneerose von frost-burgwedel.de
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