Geruchssinn & Genusstraining
Unsere
5 Sinne dienen bekanntlich zur Reizaufnahme aus der Umwelt, welche das
Gehirn interpretiert und somit von uns wahrgenommen wird. Aber habt ihr
auch gewusst, dass das achtsame Erleben dieser Sinne einen enormen
Einfluss auf unsere Glückshormone hat?
- Der zarte Geruch des Frühlings.
- Der bittere Geschmack der Baumknospen.
- Das aufgeregte Gezwitscher der Singvögel.
- Der Anblick bunter Frühlingsboten.
- Das Fühlen wärmender Sonnenstrahlen.
Dieses
achtsame Erleben der Welt nennt sich 'Genusstraining' und es wird
erfolgreich begleitend zu Psychotherapien bei Depressionen,
Angststörungen und Burnout eingesetzt. Denn der achtsame Genuss geht im
Alltag nur allzu gern verloren, und muss manchmal sogar wieder erlernt
werden. Glückshormone machen nicht nur glücklich, sondern sie halten uns
gesund und unterstützen auch das Immunsystem.
Ein Sinn mit dem ich mich aufgrund meiner Ausbildung als dipl. Aromaberaterin intensiver beschäftige ist der Geruchssinn, und ebenfalls mit der sanften Berührung mittels Craniosacraler-Körperarbeit
Einem meiner vorigen Beiträge ("Einverleibung ohne Einnahme", Link dazu weiter unten) könnt ihr entnehmen, dass dies nicht nur der feinstofflichste und
älteste Sinn von allen ist, sondern er aufgrund folgend genannter
Merkmale sehr besonders ist.
Alle Sinne werden von eigenen Zentren im Gehirn verarbeitet, außer der
Geruchssinn. Das Riechzentrum ist als einziges ein fixer Teil des
limbischen Systems. Das limbische System hat viele Aufgaben, unter
anderem ist es zuständig für das Gedächtnis (Erinnerungen), Emotionen,
Motivation, Libido und der Ausschüttung von Endorphinen.
Aufgrund seiner besonderen Lage ist er außerdem der einzige Sinn,
welcher einen Hauptteil seiner Informationen nicht am Thalamus
durchschleußen muss. Der Thalamus ist ein Wahrnehmungsfilter, welcher
auch 'Tor zum Bewusstsein' genannt wird. Seine Aufgabe ist es
"unwichtige" Sinneswahrnehmungen auszusortieren und uns so vor zu vielen
Eindrücken zu schützen.
Und da der Geruchssinn eine Ausnahme ist,
gelangen fast alle Duftinformationen ungefiltert in unser Bewusstsein.
Deshalb können Gerüche sehr starke Gefühle auslösen und auch
Erinnerungen, sowohl die positiven als auch die negativen.
Riechtraining für ein gutes Gedächtnis?
Dazu
wird seit einiger Zeit vermehrt geforscht, ob und wie stark die
Auswirkungen von Riechtraining auf unsere Gedächtnisleistung tatsächlich
sind. Ein sehr spannendes Thema.
Es
gab es zum Beispiel mal eine Gruppe von Studienteilnehmern, wobei eine
sieben Wochen lang Riechtraining hatte und die andere als Vergleich ein
gleichwertiges mit Farbstreifen. Am Ende konnte man bei der Riechgruppe
eine Verdickung verschiedener Zentren im Gehirn feststellen, darunter
auch das Gedächtniszentrum.
Besonders bemerkenswert war allerdings
eine andere Studie mit erfahrenen Sommeliers. Denn normalerweise nimmt
die Dicke der Großhirnrinde überall mit dem Alter ab. Bei den
beobachteten Sommeliers jedoch wurde der entorhinale Kortex mit
zunehmender Berufserfahrung noch dicker. Dieselbe Studie gab es auch mit
Parfümeuren und mit Londoner Taxifahrern (ja, nicht nur das Riechen ist
Gehirntraining).
Die
wissenschaftlichen Forschungen in diesem Gebiet reichen übrigens
soweit, dass es schon um Früherkennungen von Krankheiten geht, darunter
Alzheimer und Parkinson. Und aufgrund von Covid-19 ist Riechtraining
aktuell sehr angesehen, zwar nicht als Gedächtnistraining, aber zur
Wiederherstellung eines verlorenen Geruchssinns. Es wird nicht nur bei
Covid-19 empfohlen, sondern z.B. auch bei Geruchsverlust nach einer
Gehirnerschütterung oder einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung.
Das ist die nächste Besonderheit am Geruchssinn und weshalb
Riechtraining anerkannt ist - die Nervenzellen welche Duftinformationen
transportieren, die sogenannten Riechrezeptorzellen, haben die Fähigkeit
sich selbst zu regenerieren. Und Nervenzellen aus dem Gehirnbereich die
absterben, werden normalerweise nicht erneuert - das Riechhirn macht
mal wieder eine Ausnahme.
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PS: Viele Infos habe ich aus dem Buch "Wir riechen besser als wir denken" von Johannes Frasnelli
Mein Blogbeitrag "Einverleibung ohne Einnahme": klick
Mein Blogbeitrag "Duftresonanz": klick
Quelle: Bild von mylife.de
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